Den Informations-Wust für die Ärzte organisieren

Matthias Mueller
3 min readNov 24, 2021

Interview mit Adrian Müller, Gründer des Ärzte-Portals DOCINSIDE

Bild: National Cancer Institute / unsplash

Mit “DOCINSIDE” ist vor kurzem ein Online-Portal live gegangen, das vor allem auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten ausgerichtet ist — aber auch dem breiten Publikum Zugang zu aktuellen Informationen über Medizin und Gesundheit bietet. Wir haben den Gründer von “DOCINSIDE”, Adrian Müller, zu seinen Erfahrungen und Plänen befragt.

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Ärzte haben eine Vielzahl von Möglichkeit, sich zu informieren und uptodate zu bleiben. Warum braucht es jetzt noch DOCINSIDE?

Adrian Müller: Das Problem heute besteht darin, dass man als Arzt zu viel an viel zu vielen Orten findet und stetig sucht und filtert. DOCINSIDE kombiniert die wesentlichen Informationen und konzentriert sie auf das praxisnahe Nützliche und Wissenswerte, und wir ergänzen es mit Tools für den medizinischen Alltag. Dazu braucht es publizistische Erfahrung aus dem renommierten Rosenfluh Verlag, von Praktikern und von unseren Partnern wie Compendium, Druhshortage, Cochrane und weiteren, die bald dazu stossen werden.

Wie finanziert sich das Angebot?

Adrian Müller: Unsere User bezahlen nichts und werden auch nie ein Abo abschliessen müssen. Auch pflastern wir unsere Seiten nicht mit Bannerwerbung voll. Wir ermöglichen es unseren Industriepartnern, Ärzte endlich direkt online zu erreichen und ihnen damit Informationen zu Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, etwas was bisher nie erreicht wurde. Unsere Partner helfen uns dabei als Sponsoren, die neutrale Plattform zu betreiben, unsere Ärzte erhalten im Gegenzug gezielt Zusatz-Informationen zu den Themen die sie interessieren. Eine Win-Win-Situation!

Was sind die Reaktionen aus der Branche und von der Ärzteschaft, jetzt etwa zwei Monate nach Liveschaltung?

Adrian Müller: Wir hatten sehr viele positive Rückmeldungen, und viele bemerken die Einzigartigkeit. Das grösste Kompliment war: DOCINSIDE sei so einfach. Einfach — nicht simpel . Und es bietet gerade so viele Informationen, wie man sie im Alltag will.

Sie sind ja auch noch praktizierender Arzt und werden kaum unterbeschäftigt sein. Was treibt Sie persönlich dazu an, DOCINSIDE zu betreiben?

Adrian Müller: Eigentlich genau das , was wir nun Rückmeldungen bekamen: Wir haben zu viele Publikationen und zu viele Tools, Guidelines, Scores, Medikamenteninfos an endlos vielen Orten. Medizinische Infos sind wie “Peter Müller” auf Google zu suchen. Man bekommt — Zitat — “About 160’000’000 results (0.76 seconds)” aber eben nicht DEN Peter Müller, den man braucht. Ich wollte etwas Einfaches, das alles enthält, was ich während der Sprechstunde oder im Notfall in Sekunden nutzen kann um Probleme zu lösen und Fragen zu beantworten.

Was ist Ihre Vision des digitalisierten Arztes, der digitalisierten Ärztin?

Adrian Müller: Diese ist einfach: ich spreche mit dem Patienten und höre ihm zu! Und ich finde in wenigen Sekunden das, was ich brauche. Und aufgrund der Daten bekomme ich Ratschläge und Zusatzinformationen als Entscheidungshilfen. Leider suchen wir heute ständig irgendwelche Sachen, erfassen sie redundant, jagen Infos nach oder stöbern in 20-seitigen PDFs nach den zwei wichtigen Zeilen.

Von sich selber sagt er, er sei “seit über 15 Jahren niemals gelangweilter Hausarzt und Internist in einer Gruppenpraxis”. Und doch drängt es Adrian Müller immer wieder dazu, über den “Praxis-Rand” (in Horgen/Schweiz) hinauszuschauen.

Er ist Präsident der APA — Verband der Selbstdispensierenden Ärzte der Schweiz. Seit über 20 Jahren beschäftigt ihn die Medizininformatik. Er hat zum Beispiel das Klinikinformationssystem Phoenix mitentwickelt.

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Matthias Mueller

Journalist/writer focusing on sustainable development, digitization, innovation and design-oriented business development. Member of Swiss author's association.